Die Welt wie sie werden könnte … März 2023
Der russische Nationalismus, der nun die Ukraine angreift, aber auch seine Grundschulkinder für die künftigen Kriege ideologisiert, ist die Vorbereitung auf die Verteidigung des Klimakrisen-Rückzugsraums für die fossile Weltmacht der Zukunft.
In den im Sommer heißen und im Winter kalten Steppen Südrusslands werden verarmte Getreidebauern leben, kontrolliert durch eine Armee proletarisierter Grenzsoldaten, welche an der großen kasachischen Mauer die Flüchtlinge aus China, Indien,Iran und Afrika abhalten. In den Schlamm- und Eiswüsten Sibiriens – je nach Jahreszeit – erschließen mittelmäßig bezahlte Industriearbeiter Öl und Gas, welches durch Pipelines die Energieversorgung der Städte sichert. In Moskau oder Petersburg leben alsbald nur noch die ebenfalls minderbezahlten Angestellten der Trollfabriken für die den weltweiten Cyber- und Informationskrieg.
Regierungssitz und Wohlstand haben sich in neuen Städte am Rand des ehemaligen Polarmeers verschoben. Hier in Nova Moskwa herrscht ganzjährig angenehmes Klima. Die Sommer sind frisch, von Dezember bis März herrschen traumhafte Wintersport-Bedingungen. Die Schönen, Reichen und Mächtigen der neuen Weltordnung tummeln sich in den Hotels und Spielcasinos. Der Weltwirtschaftsrat der OPEC-Staaten formuliert hier alljährlich seine Direktiven an den UN-Generalsekretär, dessen Hauptaufgabe es ist, die Beschwerden von Regierungen der wachsenden Anzahl von failed states abzuwimmeln.
Die Oscar-Verleihung im Wagner-Group-Building ist unbestritten der Höhepunkt der Berichterstattung bei Fox-Russia, welcher aufgrund der alleinigen Vermarktungsrechte auch im solaren Westen und Süden sich großer Beliebtheit erfreut und als willkommene Gelegenheit dient, die Überlegenheit fossilen Luxuslebens im Norden zu preisen, zumal regelmäßige Dürren, Wirbelstürme, Überschwemmungen und der Anstieg des Meeresspiegel zunehmend zum Exodus aus den einst sicher und wohltemperiert gewähnten Gefilden in Nordeuropa, der Mongolei, Iliinois und den Dakotas führen. Von den Schlachtfeldern in Osteuropa dringt seit Jahren keine Nachricht mehr durch das engmaschige Netz der Propaganda. Das neue fossile nordische Imperium scheint den nun Jahrzehnte dauernden mal kalten, mal heißen Krieg gegen die Solar- und Windmächte kraft der gezielten Klimazerstörung doch noch für sich entscheiden können.
Seit Exxon, Shell, BP und Total mit neuen hitzeresistenten Bohrplattformen die entvölkerten Brachen in Afrika, Indien und im Amazonas zu erschließen vermochten, intensivierten sie insgeheim ihre Destabilisierungs- und Desinformationskampagnen innerhalb der verbliebenen solaren Demokratien bis hin zu dem Zeitpunkt, als sie offiziell mit eigenem Stimmrecht in die OPEC Aufnahme fanden. Im Austausch für die Schürfrechte in der Antarktis sicherten sie zu, die Ansiedlung von ideologisch verlässlichen Arbeitskräften und Söldnern zu finanzieren und legten so den Grundstein für die künftige Weltmacht in der Antarktis. Wer die gefährliche Überfahrt über das Südpolarmeer und die rigorosen Aufnahmekontrollen übersteht, ist dankbarer Bürger und williger Soldat des neuen Staates.
In den fossilen Diktaturen arbeitet man in den klimatisieren Glaskuppeln am Golf ebenso wie in den Höhen der Anden oder des Kaukasus fieberhaft an Lösungen zur Erzeugung von industriell gefertigten Nahrungsersatzstoffen. Die Armeen sind zu füttern und die Illusion von Luxus gilt es am Polarkreis bis zuletzt aufrecht zu erhalten. Die Weltwirtschaft tauscht im Wesentlichen Öl und Gas zur Klimatisierung von Gewächshaus-Komplexen gegen die dort produzierten genetisch codierten Nahrungsmittel. Versuche kleingärtnerische Nahrungsrebellionen werden im nordischen Imperium weitgehend erfolgreich unterdrückt, sind in den wüsten Brachen des Südens ohnehin aussichtslos und im solaren Westen zunehmen zum Scheitern verurteilt.